Als das Leben still stand
… „Mit dem Tod meines Vaters war meine Kindheit zu Ende. Sie dauerte nur sieben Jahre. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Verantwortung für die Familie übertragen wurde. Jahrelang herrschte Trauer. Meine Mutter trug nur schwarz, wir verbrachten sehr viel Zeit auf dem Friedhof. Es gab nichts, was das Leben bunt machte: keine tobenden Kinder, keine Musik, keinen Besuch von Freunden – einfach nur ein dunkles Loch. Obendrein wurde das Geld knapp. Mein Vater war 36 Jahre alt, als er starb. Da war keine Zeit, um eine auskömmliche Rente aufzubauen oder große Ersparnisse anzulegen. Meine Mutter war nicht mehr berufstätig. Es war ein ständiger Kampf um’s Geld.“ …
Links rum, rechts rum oder geradeaus?
… „Ich habe mir meine Volljährigkeit noch mühsam verdient. Mein Jahrgang war der letzte, der bis zum 21. Lebensjahr warten musste, um der Bevormundung durch die Eltern zu entkommen. Die Geburtstagsfeier war denn auch ein rauschendes Fest – für damalige Begriffe. Der Mädelsabend nannte sich noch „Treffen mit Freundinnen“. Wir aßen zuhause Pizza – ein äußerst seltenes Vergnügen – tranken irgendetwas Buntes, hörten unverschämt laut Platten und spazierten schließlich im Morgengrauen dem Sonnenaufgang entgegen. Dabei fielen einige provisorische Verkehrsschilder am Rande einer riesigen, aber glücklicherweise wenig befahrenen Straßenbaustelle unserem Übermut zum Opfer. Wir verdrehten sie. So erkannte keiner mehr, wo es nun links rum, rechts rum oder geradeaus ging. Ehrlich gesagt, war das eigentlich sowieso unser damaliges Lebensmotto.“ …
Der Grundstein war eine Vision
… „Unser erster Firmensitz hat diesen Namen ganz und gar nicht verdient. Es war eine kleine Klitsche in einem Hinterhof am Stadtrand. Dort feilte und fräste und bohrte und hämmerte mein Vater bis spät in die Nacht. Er lieferte Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. Und er fertigte präzise Konstruktionspläne aller möglichen Teile, die er für sinnvoll und zukunftsweisend hielt. Seine erste und lange Zeit auch einzige Mitarbeiterin war meine Mutter. Sie kam beruflich aus einer ganz anderen Ecke und sollte nun plötzlich für Einkauf und Buchhaltung verantwortlich sein. Kurs für Kurs eignete sie sich das nötige Wissen an – mit großer Beharrlichkeit. Denn beide hatten sie eine Vision: Sie sahen ihre Firma wachsen.“ …